Vecchia Gallura, Palau

Das Vecchia Gallura liegt einige Kilometer ausserhalb von Palau, an der SS133, die nach Westen in Richtung Sassari führt. Das Lokal sieht auf den ersten Blick recht bescheiden aus, aber das täuscht. Wir erhalten einen Tisch in der grossen gedeckten Veranda. Die Chefin empfiehlt uns ein paar Gerichte, die nicht auf der Karte sind, etwa Spaghetti al granchio (Krebs) oder Spigola (Barsch) in der Salzkruste. Wir geben uns beides, und dazu einen Terre Rare 2007 von Sella&Mosca.

Wir erhalten einen Teller mit chirurgischen Instrumenten: Eine Art Nussknacker zum Brechen der Krebsschale, eine kräftige Schere sowie dünne Spiesse zum Herauskratzen des Fleisches. Schliesslich bringt die Kellnerin eine riesige Pfanne mit den Spaghetti und dem Krebs. Der Krebs ist bereits aus dem grossen Deckel herausgelöst und in zwei Hälften geteilt. Ein kräftiger Geruch nach Olivenöl und Meer entströmt unseren Tellern. Wir zwacken die Scheren ab und brechen sie mit dem Nussknacker auf. Das Fleisch ist weiss und schmeckt wie Hummer.

Nach dieser Orgie hätten wir eigentlich schon fast genug. Doch nun kommt die riesige, im Salzmantel gegarte Spigola. Der Kellner zerlegt sie elegant und verteilt sie beinahe grätenfrei auf drei Teller. Als Beilage erhalten wir Kartoffeln und Oliven in einer Vernaccia-Sauce. Der Fisch ist geschmackvoll und schön durchgegart. Eine wahre Freude.

Natürlich darf zum Dessert die Seada nicht fehlen, eine mit Käse gefüllte Teigtasche mit Honig. Dieses traditionelle sardische Dessert kombiniert salzig und süss. Das ist gewöhnungsbedürftig, aber nicht übel!

Unsere Jungs waren mit den Penne all’arrabiata (recht scharf!) und den Spaghetti carbonara sowie der Crema catalana und dem Sorbet mirto ebenfalls gut bedient. Wir verlassen das Vecchia Gallura satt und zufrieden. Mit 170 Euro kamen wir, besonders beim aktuellen Wechselkurs zum Franken, recht gut weg.

Vecchia Gallura, Loc. Stazzareddu, 07020 Palau (OT), +39 0789 708 194.

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Chäsalp, Zürich

Einen Bericht zur Chäsalp würde man wohl eher in den Wintermonaten erwarten. Nun fühlt sich dieser kühle englische Sommer, mit Tagestemperaturen von 13 Grad, ja auch wie Winter an, und nicht nur wir hatten Appetit auf Fondue, Raclette oder Älplermagronen. Die Chäsalp war auf jeden Fall bis auf den letzten Platz besetzt.

Die Chäsalp befindet sich in einem Nebengebäude des Alten Tobelhofs. Es soll früher ein Kuhstall gewesen sein. Die Innenarchitektur und Einrichtung ist gemütlich und im positiven Sinn kitschig, der fast durchwegs hochdeutsch sprechende Service ist aufmerksam und blitzschnell. Die Karte zeigt mehr als ein Dutzend Magronen-Varianten, und gegen zwanzig Fondue-Varianten.

Wir beginnen mit einem Chäsalpsalat (ein gemischter Salat mit Speck, Ei und Croutons) und einem fein geschnittenen Kabissalat mit Speck. Beim Fondue bevorzugen wir die klassischen Varianten. Wir wählen das Chäsalp-Fondue. Es wird auf einem Sprit-Caquelon serviert. Es ist solide gemacht und mit dünn geschnittenem Knoblauch gewürzt. Der Käse selbst war eher mild, für meinen Geschmack fehlte der Greyerzer. Da musste halt der Kirsch die fehlende Schärfe etwas kompensieren. Mit dem Johannisberg von Jean Louis Mathieu fanden wir einen kräftigen Weissen, der gut dazu passte.

Leider hatten wir etwas Pech mit den Gästen an den Tischen um uns herum. Der Anteil von laut polternden Männern und kreischenden Weibern war etwas gar hoch, und so liessen wir Kaffee und Dessert aus.

Gepflegter Stall- und Hüttenkitsch, gute Weine, deftige Käsespeisen und ein effizienter Service: Die Chäsalp macht alles richtig.

Restaurant Chäsalp, Tobelhofstrasse 236, 8044 Zürich, 044 260 75 75.

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Schwanen, Rapperswil SG

Die Seepromenade in Rapperswil hat an warmen Sommerabenden ein mediterranes Ambiente. Auf dem breiten Seequai wird flaniert, in den vielen italienische Restaurants sitzt man im Garten oder auf dem Balkon im ersten Stock, und  auf den Fischmarkt spielt eine Jazzband. Und mittendrin bietet das elegante, klassische Hotel Restaurant Schwanen eine etwas andere Atmosphäre.

An diesem Maiabend ist es etwas kühl, und wir sind nicht sicher, ob wir an einem der Tische im Freien nicht rasch einmal zu frieren beginnen. Der Kellner bietet uns an, die Vorspeise draussen und den Hauptgang drinnen zu nehmen – das passt!

Schnell erhalten wir den „Gruss aus der Küche“, der, den 15 GaultMillau-Punkten entsprechend, bereits recht aufwändig daherkommt: Schwertfischcarpaccio, Melonenkaltschale und eine fritierte Milke.

Zur Vorspeise nehmen wir einen lauwarmen Tomatensalat mit Burrata. Die Cherrytomaten sind wirklich nur ganz kurz blanchiert, so dass sie zwar warm sind, aber ihre Form und Festigkeit behalten.

Zum Hauptgang wechseln wir in den eleganten und grosszügigen Speisesaal des Le Jardin. Wir erhalten einen butterzartenTafelspitz mit Kren, Rahmspinat und Kartoffeln sowie ein perfekt getroffenes Kalbsfilet mit Morcheln, Spargeln und Wurzelgemüse. Der Château Cabrières, voll, aber nicht zu kräftig, passt zu beiden Gerichten hervorragend.

Und beim Dessertbuffet wäre es wohl einfacher, das zu nennen, was wir nicht probiert haben… Wir fanden die Mousse au chocolat, das Tiramisù, der Schokoladenkuchen, das Fruchttörtchen, das Zitronenmousse mit Erdbeersauce und einige andere Kleinigkeiten schlicht hervorragend.

Ein eleganter Rahmen, ein aufmerksamer Service, perfekt gekochte, nicht zu kreative Gerichte und ein vernünftiger Preis: Wir waren rundum glücklich.

Hotel Schwanen, Seequai 1, 8640 Rapperswil, 055 220 85 00.

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Wirtschaft zur alten Post, St. Gallen

Die Wirtschaft zur Alten Post ist eines der traditionellen und stimmungsvollen St. Galler Altstadtrestaurants, bei denen die Gaststube im 1. Stock liegt. Der recht kleine Raum ist mit Wandbänken und einigen wenigen Tischen gemütlich eingerichtet; wir fühlen uns sofort wohl.

Zur Vorspeise erhalten wir eine Limonenschaumsuppe und den Schwertfischcarpaccio, letzterer in einem etwas kräftig gesalzenen Limonenolivenöl. Der Hauptgang besteht aus Kalbsleber mit Rösti, die in einer Gusseisenpfanne serviert wird, und aus einem Hackbraten mit Kartoffelstock – zwei klassische gutbürgerliche Gerichte, die wir sehr gut gekocht finden. Begleitet wird das Essen von einem In Signo Leonis 2007 von Heribert Bayer, einer kräftigen Cuvée aus Zweigelt, Blaufränkisch und Cabernet Sauvignon. Florian, der österreichische Kellner, hat uns bei den Weinen sehr kompetent beraten.

Im Laufe des Abends wird es in der kleinen und gut gefüllten Gaststube ganz schön warm, aber das nimmt man in Anbetracht ihres ehrwürdigen Alters in Kauf. Wir machen uns nur ungern und sehr zufrieden auf den langen Weg durchs Toggenburg nach Hause.

Wirtschaft zur alten Post, Gallusstrasse 4, 9000 St. Gallen, 071 222 66 01.

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Kaiser’s Reblaube, Zürich

Es war ein spontaner Besuch, recht früh am Abend, um sieben Uhr, und trotzdem waren wir erstaunt, die Reblaube leer zu finden. Ein schönes und gemütliches Lokal mit Geschichte, zentrale Lage, ein bekannter Koch (von Peter Brunner sind im Züritipp bis im letzten Sommer Dutzende von Kolumnen erschienen), eine raffiniert gut bürgerliche Karte – was will man mehr? Sei’s drum. Wir waren lange Zeit die einzigen Gäste, und entsprechend umsichtig wurden wir bedient.

Kaiser's Reblaube

Bei den Vorspeisen entschieden wir uns für einen recht konventionellen Nüsslisalat und einen lauwarmen Linsensalat, der leider ohne den Zürcher Wildschweinspeck serviert wurde. Zum Hauptgang bestellten wir den ausgezeichneten und preiswerten Les Chailles, ein Syrah Grenache vom Mas du Soleilla. Er passte gut zum Zürcher Geschnetzelten mit Rösti und zum Rindfleisch-Hacktätschli im Kartoffelstockbett.

Gegen neun Uhr, wir waren bereits beim Kaffee, war dann doch ein Drittel der Tische besetzt. Wir verliessen die Reblaube sehr zufrieden und wünschen ihr den Zulauf, den die gute Küche, das schöne Lokal und der zuvorkommende Service verdienen.

Kaiser’s Reblaube, Glockengasse 7, 8001 Zürich, 044 221 21 20.

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Valentinstag im Oliveiras, Lachen SZ

Nein, von aussen würde man hier kein Gourmetlokal erwarten: Ein Gewerbehaus nahe am Bahnhof Lachen, angeschrieben mit „Restaurant Sagenriet“. Und entsprechend skeptisch sind wir beim Eintreten. Aber wir sehen sofort: Hier gibt sich jemand grosse Mühe. Eine kleine Lounge, schön gedeckte Tische, ein Pianist am Flügel. Das Lokal ist überraschend gross, so dass die Tische in angenehm luftigen Abstand zueinander stehen.

Zum Valentinstag gibt es ein fixes Menü. Nach dem Hausapéro, einem Schaumwein, dauert es fast eine Stunde, bis das Amuse-Bouche serviert wird: Ein Kabeljau-Ceviche, auf dünnem, leicht kunsprig gebratenen Brotscheiben, mit Zitrone aromatisiert. Später folgt ein Tomaten-Frischkäse-Mousse auf Salat: Wunderschöne Konsistenz, leicht süsser Tomatengeschmack, und vor allem nicht zu kalt.

Nun erhöht sich die Kadenz der Gänge: In der Erbsencrèmesuppe mit Vanille-Chili-Butter schwimmt eine gebratene Riesencrevette. Zum Hauptgang werden Kalbsmedaillons mit etwas Trüffel und Kartoffelstock gereicht. Die Medaillons sind wohl bei Niedertemperatur gegart worden; sie sind zart und feucht. Abgeschlossen wird das Menü von einem kleinen warmen Schokoladenküchlein mit einer Panna Cotta von Piña Colada; die Panna Cotta ist recht flüssig geraten, und den Geschmack der Piña Colada muss man mögen.

Das Menü haben wir mit einem Quinta de la Rosa 2008 begleitet.

Was bleibt? Von zwei Kleinigkeiten, der etwas langen Wartezeit am Anfang und dem etwas flüssigen Panna Cotta, wollen wir absehen, denn alles Übrige ist wirklich gelungen: Ein stimmungsvoller Rahmen, ein aufmerksamer und unaufdringlicher Service, ein Gastgeberpaar, das sich um alle Gäste gleich bemüht, und eine wirklich gute Küche, die ihre 14 GaultMillau Punkte verdient.

Nicht unerwähnt bleiben soll ein kleines Detail: In den Toiletten findet man ein kleines geschlechtergerechtes Sortiment an Aufmerksamkeiten für einen gelungenen Abend.

Restaurant Oliveiras, Sagenriet 1, 8853 Lachen SZ, Tel.: 055 442 69 49

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Seven Easy, Ascona

Wenn an einem sonnigen Tag die Touristen dem Lungolago von Ascona entlang schlendern und sich in eines der vielen Cafés oder Restaurants setzen, dann ist ein Lokal mit Sicherheit immer schon voll (oder ausgebucht): Das Seven Easy. Verständlicherweise, denn es bietet moderne italienische Küche, Lounge-Atmosphäre, gute Musik, aufgestellten Service und gute Weine.

Wir hatten heute, an diesem frühlingshaften Wintersonntag, Glück und bekamen einen Tisch unter dem Vordach; wir sassen im Freien und waren doch geschützt. E. nahm den 7easy Salat, B. die Spaghetti Mare und ich die Spaghetti Vongole – letztere mit Peperoncini und Prezzemolo. Am ganzen Tisch sah man nur zufriedene Gesichter!

Etwas später bestellten wir eine Käseplatte (Tessiner Kuhmilch-Bergkäse sowie etwas Schaf- und Ziegenkäse) mit Zwiebelbrot. Der offene Hauswein, Seven Rosso genannt, ein Merlot von Delea, war den Spaghetti und dem Käse ein guter Begleiter.

Die Glacé-Auswahl war jetzt im Winter etwas enttäuschend. Wir waren uns von den Besuchen im Sommer die grosse Truhe mit 20 Sorten frischem Eis gewohnt. Heute konnten wir nur zwischen Nuss, Schokolade und Vanille wählen. Das Schokoladenglacé war perfekt in der Konsistenz, nicht zu süss, mit kräftigem, leicht bitterem Abgang.

Preislich liegt das Seven Easy über der einfachen Pizzeria, aber unter dem gediegenen Italiener. Ein sicherer Wert für das kleine italienische Mittagessen vor der Rückfahrt in den Norden.

Seven Easy, Piazza G. Motta 61, 6612 Ascona, 091 780 77 71.

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Restaurant zum Kropf, Zürich

Am Morgen bereits für ein Nachtessen zu reservieren halte ich persönlich für sehr vorausschauend und schon fast unangenehm schweizerisch. Beim Kropf ist das aber wohl das Minimum: Nur noch im kleinen Seitenstübchen war ein Tisch frei. Soviel also vorneweg: Es lohnt sich, im Kropf zu reservieren, und man tut es besser weit voraus. Besonders, wenn man im prunkvollen Hauptsaal essen will.

Restaurant zum Kropf

Während P. und T. sich für den Nüsslisalat (wenig Salat, viel Speck und Ei und Croutons!) entschieden, nahm ich den Krautsalat (ein Kohlsalat). Fein geschnitten, an einer leichten Essigsauce – so geht das.

Als Hauptspeise nahm ich das Siedfleisch von Hohrücken in der Bouillon mit Gemüse und Kartoffeln. Das Siedfleisch war kräftig im Geschmack und „schön lind“, und das Gemüse gut gekocht, aber nicht verkocht. Eine wahre Freude. P. und T. waren mit ihren Gerichten (Assiette Choucroute bzw. Rippli mit Sauerkraut) ebenfalls sehr zufrieden. Der Baltasar Expresión passte gut.

Ebenso zufrieden waren sie mit der Coupe Nesselrode und den Rotweinzwetschgen an Zimtglacé, während ich an meiner Portion Vermicelles mengenmässig brutal scheiterte. In der Hälfte musste ich aufgeben.

Tja, und am Schluss war dieses währschafte Vergnügen mit ca. 270 Franken auch noch bezahlbar.

Restaurant zum Kropf, In Gassen 16, 8001 Zürich, 044 221 18 05

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i‘ Mangiarino, Firenze

Wir wollten uns am Mittag etwas aufwärmen und ein Panino essen. In einer Seitengasse in der Nähe des Duomo stossen wir auf das i‘ Mangiarino, einen kleinen Laden mit Käse, Wurst und Wein, der auch ein paar einfache Tische hat. Ein Zweiertisch ist noch frei.

Die Karte ist klein und führt einige Aufschnitt- und Käseteller, Piadine (gerollte Teigfladen, technisch zwischen Omelett und Fajita) sowie Primi Piatti. Wir nehmen eine Piadina und einen Teller mit dicken Spaghetti an einer Tomatensauce, dazu eine kleine Flasche Castello diVerrazzano. Auf der Speisekarte fällt uns das kleine Slow Food Emblem auf. Schon nach dem ersten Bissen wird klar, dass sie das ernst meinen. Das ist authentische Cucina casalinga. Frisch. Ursprünglich. Die Stimmung im Lokal ist fröhlich, einheimisch.

Draussen warten die Leute in der Kälte, bis ein Tisch frei wird. Wir denken nicht daran, unseren Tisch frei zu geben. Stattdessen bestellen wir noch eine Platte mit Aufschnitt und Käse. Sie kommt mit einigen Focacciastücken, verschiedenen Rohschinken und Salami, drei Sorten Käse (Kuh, Schaf und ein Schafkäse mit Trüffel) sowie Bruschetta mit Leber. Wir lassen dieses Stück Paradies von einem Brunello di Montalcino von Banfi begleiten.

Was als Sandwichlunch begann, endet 2 1/2 Stunden später in Glückseligkeit. Und das für 75 Euro.

i‘ Magiarino, Via dello studio, Firenze, +39 55 216 208

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Cibrèo, Firenze

Es war unser dritter Besuch im Cibrèo, einem klassischen Restaurant im Osten der Altstadt, das man vom Duomo aus in einem Spaziergang von 20 Minuten erreicht. Das Lokal ist verwinkelt und elegant, es wirkt gekonnt altmodisch. Wir haben kaum an unserem Tisch Platz genommen, als eine Dame einen Stuhl an unseren Tisch zieht, sich zu uns setzt und uns erzählt, was es heute alles gibt. Mein Italienisch ist nicht schlecht, aber das komplexe Vokabular der Gastronomie beherrsche ich nur in Ansätzen.

Nach vielen Zusatzfragen und Erkärungen entscheiden wir uns schliesslich für die Vorspeisen: Eine Polenta und eine Rindfleischbrühe mit dicken Flädli. Sie werden kurz nach dem Stuzzichino, dem Appetithäppchen aus Parmesanflan, Steinpilze und, tja, Kutteln, aufgetragen. Die Polenta ist sämig, leicht zitronig und mit ein bisschen Salsa Verde gewürzt. Die Kraftbrühe ist wuchtig, aber nicht zu salzig, und die Flädli haben eine brotige Konsistenz und sind nicht verkocht.

Bei den Hauptgängen wählen wir die Hühnerklopse (polpetta di pollo) an einer Tomatenrahmsauce und (in einem Anflug von Übermut) eine Coda di Vitello mit Bohnen und Kartoffeln. Während die Klopse eher fein und gar nicht zu schwer sind, bringt die Coda di Vitello die ganze rustikale Herkunft der toskanischen Küche auf den Teller. Ich weiss jetzt, dass ein Kalbsschwanz sehr fettig ist. Das Wenige an Fleisch war zart, wie bei einem Osso Buco, aber die mirkochirurgischen Eingriffe, um es vom Fett zu trennen, waren mir dann doch zu anstrengend (und im Hinblick auf die Nachspeisen auch unökonomisch). Es war hervorragend gekocht, aber diese Art von Fleisch muss man mögen.

Zu den eher leichten Hühnerklopsen und dem fettigen Ochsenschwanz empfiehlt uns der Sommelier einen Castello di Monna Lisa von Vignamaggio, ein Chianti, der trotz seiner 14 Alkoholprozente sehr elegant daherkommt.

Bei den Nachspeisen entscheiden wir uns für eine grosse Probierrunde aus Panna Cotta mit Honig, einem Quarkflan an Schokoladensauce, einem Schokoladenkuchen und einem Quarkkuchen mit Bitterorangen.

Günstig ist das Cibrèo nicht. Aber gut, und üppig, und herzlich.

Ristorante Cibrèo, Via de‘ Macci, 118, 50122 Firenze, +39 55 2341100

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